Wind erzeugt Wellen, Wind optimiert Wellen, Wind zerstört Wellen. So wie im August auf La Digue, Seychellen. Eine ganze Woche bläst 24/7 ein starker Onshore Wind am bekanntesten Surfspot der Insel, Grande Anse. Das Ergebnis seht ihr hier im Video:
Im Vergleich zu Europa gönnte sich der Wind nicht einmal Früh vor Sonnenaufgang eine Pause. In dieser Jahreszeit soll dies häufiger vorkommen. Sauberere Surfbedingungen am Grande Anse herrschen
von Herbst bis Frühjahr, allerdings dann häufig in Verbindung mit weniger Swell.
Da La Digue eine Insel ist, gibt es natürlich auch Surfspots, die windgeschützt sind. Wie z. B. Anse Severe. Das relativ flache Riff dort erlaubt das Surfen jedoch nur ca. eine Stunde vor- und
nach High Tide. Außerdem galt hier zumindest im August: Kein Wind, keine bzw. kaum Wellen. So ist er eben der Wind. Manchmal geht es nicht mit, manchmal geht es nicht ohne.
Wenn die Wellen wieder rufen, muss der nächste Surftrip geplant werden. Wer nicht mit dem eigenen Auto dem wunderbaren Nass entgegen fahren kann/möchte, für den bleibt meist nur die Option zu fliegen und vor Ort einen Mietwagen zu organisieren. Zunächst klingt das gar nicht so kompliziert. Der Flug ist schnell online gebucht. Unzähligen Preissuchmaschinen sei Dank. Je nach Fluggesellschaft noch schnell das Surfgepäck anmelden, online eine Unterkunft und einen Mietwagen reservieren und fertig ist der nächste Surftrip.
Die Stolpersteine lauern leider im Detail. Wie es mit dem Surfgepäck laufen kann, findet Ihr in meinem separaten Blogbeitrag „Wie viel Surfgepäck kann eine Person tragen?“. Auch bei der Mietwagenbuchung lauern unangenehme Überraschungen. Damit Ihr nicht auf die Maschen einiger Mietwagenvermieter herein fallt, möchte ich die aus meiner eigenen Erfahrung häufigsten Stolpersteine nennen.
1. Zusatzversicherungen
Einige Mietwagengesellschaften versuchen, zusätzliche Versicherungen zu verkaufen. Diese sind jedoch meist schon im Mietvertrag enthalten oder aber unnötig.
Tipp: Bucht den Mietwagen in Deutschland und wählt alle relevanten Versicherungen aus. Ihr erhaltet dann einen Voucher, mit dem ihr sicher sein könnt, dass ihr vor Ort keine weitere Versicherung mehr benötigt. Mit dieser Gewissheit könnt ihr beim Vermieter – zur Not auch energisch – Zusatzversicherungen ablehnen.
Gute Erfahrungen habe ich mit den Plattformen www.check24.de sowie www.billiger-mietwagen.de gemacht. Wählt einfach folgende Optionen und dem sorgenfreien Surftrip steht nichts mehr im Wege:
- Abholung am Flughafen
- Ohne Selbstbeteiligung / Erstattung d. Selbstbeteiligung
- Glas-/Reifenschutz
- Unterbodenschutz
- Haftpflicht min. 1 Mio.
- Tank: voll/voll
- Alle Kilometer frei
2. Tankregelung leer abgeben
Meist wird diese Option als toller Service verkauft. Leider stimmt das nur bedingt. Wer die Option Tank leer abgeben wählt, muss bereits bei Abholung des Autos vor Ort eine volle Tankfüllung bezahlen. Natürlich zu deutlich höheren Kosten, als dies bei der Tankstelle der Fall wäre. Hinzu kommt, dass der Tank niemals komplett leer gefahren werden kann und man das Restbenzin somit der Mietwagenfirma schenkt.
Tipp: Immer die Tankregelung „voll abholen und voll abgeben“ wählen.
3. Upgrade der Fahrzeugkategorie
Zur Standardfrage vieler Mietwagenfirmen gehört, ob man ein Upgrade auf ein größeres Fahrzeug wünscht. In manchen Fällen kann das sogar relativ günstig (1 – 2 Euro pro Tag) und somit lohnend sein. In den meisten Fällen jedoch wird der Mietwagen mit dem Upgrade unverhältnismäßig teurer.
Tipp: Wenn das vorab gebuchte Auto von der Größe passt, die Angebote bezüglich Upgrade der Fahrzeugkategorie einfach konsequent ablehnen und auf die Fahrzeugkategorie bestehen, die im Voucher genannt ist.
4. Navigationsgerät
Die Hinzubuchung eines Navigationsgeräts kann je nach Länge der Mietdauer mit unter teurer werden, als der Selbstkauf eines Navis. In Zeiten von diversen Navi-Apps für Smartphones stellt sich sowieso die Frage, ob ein Navi überhaupt noch notwendig ist.
Tipp: Die Offline-Karten von maps.me sind ein hervorragender Navi-Ersatz. Bisher bin ich mit dieser kostenlosen App weltweit immer gut gefahren.
Fazit:
Nein-Sager gewinnen bei der Abholung des Mietwagens. Nur wer energisch alle zusätzlichen Verkaufsversuche ablehnt, bekommt auch das, was er vorab gebucht hat, ohne weitere Kosten.
Versicherung? --> NEIN!
Tank leer abgeben? --> NEIN!
Upgrade auf besseres Fahrzeug? --> NEIN!
Navi? --> NEIN!
Selbst, wenn ihr immer fleißig nein gesagt habt, heißt es noch nicht, dass der Vermieter dies auch bei der Ausgabe des Fahrzeugs berücksichtigt hat. Deshalb ist folgendes sehr Wichtig:
Bevor ihr den Mietwagenvertrag unterschreibt, achtet darauf, dass sämtliche Positionen mit 0 Euro versehen sind. Steht am Ende des Mietwagenvertrags eine Summe, so haben sie euch unbemerkt Zusatzleistungen untergejubelt.
Meine kürzlich gemachte negative Erfahrung mit der Mietwagenfirma Dollar veranlasste mich zum Schreiben des oben genannten Artikels. Ich buchte an zwei unterschiedlichen Stationen von Dollar. Beide Male musste ich mich im „Verkaufsgespräch“ behaupten. Wie aus dem Lehrbuch wurden alle oben genannten Abzocken versucht. Was mir aber bei der Upgrade-Masche widerfahren ist, hat mich sehr überrascht. Obwohl ich vorbereitet war, wäre ich fast darauf rein gefallen. So lief es ab:
Gebucht hatte ich ein Kompaktauto mit Stufenheck und 4 Türen. Im Mietwagen Voucher steht, es wird ein Chevrolet Aveo o. ä. werden. Vor Ort fragte man mich zuerst, ob ich ein Upgrade wünsche. Mein Fehler war, dass ich interessiert nach der Art des Autos und den Zusatzkosten gefragt hatte. Der Vermieter sagte mir, ich hätte regulär einen Fiat 500 gebucht. Für nur 25 USD mehr pro Tag bekomme ich ein SUV (zum Sonderpreis versteht sich). Als ich sagte, ich habe ein Auto mit 4 Türen gebucht, wollte mir der Vermieter weiß machen, der Fiat 500 hätte hinten auch 2 Türen, die im Rahmen versteckt sind. Ich sagte, dass dies nicht wahr ist und dass ich ein Auto mit 4 Türen möchte, ohne Upgrade auf SUV. Daraufhin zeigte man mir ein Bild von einem „Kleinstwagen“ (Chevrolet Spark), der zwar 4 Türen hat, jedoch ebenfalls nicht meine Buchungsklasse war, da kein Stufenheck und so gut wie keinen Kofferraum. Den wollten sie mir nun geben.
Vermutlich hoffte der Vermieter, dass ich doch noch einknicke, und das SUV-Upgrade wähle, zumal er erfahren hat, dass ich mit Surfgepäck reise. Ich war bereits so genervt, dass ich mein OK zu dem kleinen 4-türer gab, obwohl ich wusste, dass das nicht meine gebuchte Kategorie ist. Und siehe da, ein paar Minuten später wurde mir zu meiner Überraschung mein ursprünglich gebuchtes Auto (Stufenheck Chevrolet Sonic) vorgefahren. Der Dollar-Mitarbeiter hat sich zwischenzeitlich vom Schalter entfernt und wartete weit entfernt außerhalb des Gebäudes, bis wir abfuhren. Meine Vermutung ist, dass Dollar den Fiat 500 (und den Chevrolet Spark) gar nicht im Hof hatte. Diese Modelle dienten dem Dollar-Mitarbeiter lediglich als Abschreckung und als Grundlage für den Verkaufsversuch des Upgrades auf ein SUV.
Montag, 2. Mai 2016, Poneloya, Nicaragua. Der mentale Kamp im Kopf ist gewonnen. Die Zweifel sind verdrängt. Es ist 10:00 Uhr. Ich hole das Surfboard aus dem Ständer und schraube meine Softfins an. 10:20 Uhr bin ich startklar. Die Leash hält. Ab ins Wasser! 10:27 Uhr, ich habe die Beachbreaks bezwungen und bin alleine draußen im „Line Up“. Das ging relativ einfach. Habe wohl ein gutes Zeitfenster erwischt und wurde nur zwei mal vom Brett gespült. Pelikane gleiten elegant knapp oberhalb der Wasseroberfläche entlang. Ich grüße Sie anständig. Sie ignorieren mich. Hier draußen ist alles ruhig. Flaches Wasser, windstill, doch der Schein trügt. Ich weiß von meinen morgendlichen Beobachtungen, dass ca. alle 10 Minuten zwei bis drei Meter hohe, hohl brechende Wellen rein laufen, die auf einer Breite von mehreren hundert Metern alles zermalmen. Um diesen zu entgehen, und um mich vom Rauspaddeln zu erholen, bin ich erst einmal deutlich weiter draußen als üblich. Nach fünf Minuten wird mir etwas langweilig. Die Wellen brechen ca. 100 – 150 m hinter meinem Rücken näher am Strand. Wurde ich etwa von einer Strömung weiter hinaus getragen, oder ist das hier wieder nur die Ruhe vor dem Sturm?
Luft habe ich wieder genug. Also zurück in die Gefahrenzone. Beim Paddeln Richtung Strand heben mich die Wellen sanft hoch und lassen mich wieder in das Tal hinab gleiten. Zum Anpaddeln bin ich noch zu weit draußen. Weitere zehn Paddelzüge später drehe ich mich zur Sicherheit um und sehe eine Wasserwand von hinten auf mich zukommen. Kommando zurück! Ich drehe mich 180 Grad und paddle mit Vollgas wieder Richtung offenen Ozean. Die Welle türmt sich schnell auf. Gleich krachen ein paar Tonnen Wasser auf meinen Rücken. Jetzt nicht nachlassen. Weiter mit Vollgas ins Verderben. Der Pazifik oder ich. Zum Glück klappen bei mir bereits 50 % der Duckdives und die Welle ist noch immer nicht gebrochen. Ganz oben kräuselt sich die Wellenlippe schon bedrohlich. Es kann sich nur noch um einen Bruchteil einer Sekunde handeln, bis das beeindruckende Wassergebilde in sich einstürzt. Also Duckdive. Jetzt! Alles ist braun unter Wasser. Kein Vergleich zum kristallklarem Wasser von den Riffen in Sri Lanka, Philippinen oder den Malediven. Irgendwie eine düstere Stimmung. Vor allem, weil ich jeden Moment auf den Einschlag auf meinem Rücken warte. Doch nichts passiert. Ich tauche unversehrt hinter der Welle auf. Das Donnern und die spritzende Gischt, der ich gerade entkommen bin, lassen mich spontan jubeln und zaubern mir ein dickes Grinsen auf mein Gesicht. Ich fühle mich gut. Richtige Entscheidung hier alleine heraus zu paddeln.
Doch die Ernüchterung lässt nicht lange auf sich warten. Eine mittelhohe Welle bricht direkt vor mir. Meinem Duckdive mit 50 % Erfolgschance traue ich jetzt nicht mehr. Zu hoch und zu kräftig erscheint mir die Gischtwand. Ich stoße das Brett möglichst weit weg und tauche so tief wie möglich runter. Doch es hilft nichts. Ich werde von der Welle erfasst und ordentlich herum geschleudert. Um mich herum nur Sand. Alles ist braun. Zur Beruhigung zähle ich bei solchen Situationen und bei „Whipe Outs“ immer die Sekunden, die ich unter Wasser bin. Bei zehn tauche ich meistens spätestens wieder auf. Dieses Mal ist aber immer noch keine Wasseroberfläche in Sicht. Statt dessen erschrecke ich, als ich den Sandboden deutlich mit dem Fuß unter mir spüre. Ich befinde mich gerade ganz alleine am Grund des Pazifiks in einem Unterwasser-Sandsturm, ca. drei Meter unter der Wasseroberfläche und der Sauerstoffvorrat in meinen Lungen neigt sich dem Ende entgegen. Ein äußerst beklemmendes Gefühl. Zum Glück verfalle ich nicht in Panik. Mit einem kräftigen Stoß Strecke ich mich Richtung Oberfläche. Das Wasser hat sich nun in weißen Schaum verwandelt. Es ist mit so viel Sauerstoff angereichert, dass es mich kaum noch trägt. Bevor ich wieder Luft holen kann, spüre ich einen neuen Schlag. Waschgang zwei hat soeben begonnen. Erneut fange ich das Zählen an. Ich bin überrascht, dass ich die Luft noch so lange halten kann. Nach weiteren sechs Sekunden habe ich die Oberfläche wieder erreicht und kann endlich atmen. Vielleicht war ich insgesamt 20 Sekunden unter Wasser. Das klingt nicht viel, aber unter Anstrengung ist die Luft schnell weg.
Jetzt wieder zurück an der Wasseroberfläche gibt es für mich zwei Alternativen. 1. Fluchtreflex. Schnell zurück an den sicheren Strand. Oder 2. Schnell wieder raus ins Line Up. Raus aus der
Gefahrenzone. Ich entscheide mich für 2. und hoffe, dass mir der Weg Richtung offener Pazifik nicht durch weitere Waschgänge versperrt bleibt. Ich paddle durch eine Mischung aus weißer Gischt und
braunem Sand. Diese Mischung trägt mich mit meinem Brett gerade so. Ich habe Glück und erreiche die sichere Zone weit draußen ohne weitere Zwischenfälle. Ich versuche noch ein paar Wellen
zu nehmen, aber wie es meine Beobachtungen vom Morgen befürchten ließen, nur Close Outs. Also ergab ich mich meinem Schicksal. Einen guten Waschgang später liege ich auf meinem Brett und schieße
auf einer Gischtwelle zurück an den Strand.
Klitmoller. Cold Hawaii. Was liest man nicht alles über diesen berüchtigten Ort im Norden Dänemarks. Glaubt man den Aussagen im Internet, findet man dort an guten Tagen Surfbedingungen vor, die mit denen am Europäischen Atlantik (Frankreich, Portugal, Spanien) durchaus mithalten können. Das hat mich neugierig gemacht. Die Swellvorhersage für den 23. September sieht vielversprechend aus. Wenig Wind und etwas über einen Meter werden prognostiziert. Zumindest hüfthohe Wellen sollten im Bereich des Möglichen sein. Damit wäre ich schon zufrieden – anspruchslos wie ich als „landlocked“ Surfer nun mal bin. Also auf geht`s. Roadtrip Richtung Norden! Mal sehen, was an den Geschichten über Klitmoller dran ist.
Auf das Autodach packe ich noch schnell Sportgepäck für alle Bedingungen. Ein Stand-Up Paddleboard (SUP), ein aufblasbares SUP, ein aufblasbares Mini-Malibu und mein geliebtes Spider Bomb Shortboard. An der verfügbaren Boardauswahl soll es nicht liegen, wenn da oben nix geht, denke ich mir.
1.150 Kilometer einfache Strecke liegen vor mir. Meine erste Etappe führt mich bis nach Lübeck. Am nächsten Früh um 6:45 Uhr geht’s weiter Richtung Klitmoller.
War das ganze eine gute Idee? Es ist früh. Ich bin müde. Es regnet. Der Scheibenwischer hinterlässt nervige Schlieren auf der Windschutzscheibe. Es ist kalt. Der Gedanke, in ein paar Stunden in
das 18 Grad kühle Nordseewasser zu springen, klingt gerade nicht sehr verlockend. Der 15 Jahre alte Ford Mondeo und ich wir geben unser Bestes. Flensburg ist in Sicht und gleich darauf auch die
Deutsch-Dänische Grenze. Noch kurz ein unfreiwilliges Interview mit dem – zugegeben äußerst netten – Grenzbeamten in Dänemark hinter mich gebracht und schon kann es weiter gehen. Die
zweite Flasche Mate-Tee bringt mich mit einem Koffeinschub heil nach Klitmoller.
Es ist 12:30 Uhr. Ich parke direkt am besten Surfspot Dänemarks. Laut Internetrecherche sollte das „Bunkers“ sein. Ich renne auf die Dünen, um einen ersten Blick auf die Wellen zu erhaschen. Meine innere Spannung steigt. Hat sich die lange Anreise gelohnt?
Enttäuschung! Ich treffe viel Wind und kniehohe, chaotische Wellen vor. Die Bedingungen und die Dünenlandschaft erinnern mich stark an die Niederlande (Zandvoort). Ich denke mir nur: “Cold Hawaii“ – von wegen! Wie kommt man denn darauf, solch einen Ort an der Nordsee mit Hawaii zu vergleichen? Vielleicht gilt das nur für Windsurfer? Zumindest macht Klitmoller gutes Standortmarketing. Das muss man ihnen lassen. Surftechnisch ist das hier jedenfalls nichts. Da könnte ich Sardinien oder Mallorca auch gleich als Hawaii des Mittelmeers anpreisen. Vermutlich sind die Wellen dort im Jahresmittel sogar tatsächlich besser als hier in Dänemark.
Die erste Enttäuschung ist schnell verflogen. Ich möchte Klitmoller eine Chance geben. Deshalb checke ich gleich die Bedingungen entlang der Küste. Zu meinem Nachteil ist gerade eine Windsurf-Weltmeiserschaft am Laufen. Die blockieren genau den Spot, an dem halbwegs beständig kniehohe Wellen in etwas geordneter Form anlaufen. Ich muss weiter suchen.
Zwei Stunden später bin ich endlich im Wasser. Ich entscheide mich für die Bucht von Klitmoller und das 10 Fuß SUP, da ich mir bei diesen Bedingungen mit der Dreimeterplanke die größte Spaßausbeute verspreche. Obwohl die Bucht relativ windgeschützt liegt, ist das Meer sehr unruhig. Das macht mein SUP-Unterfangen zu einer relativ wackeligen und anstrengenden Angelegenheit. Draußen auf dem Wasser stelle ich fest, dass der Wind stärker ist als gedacht. Allein durch meinen Körper-Luftwiderstand werde ich ohne Paddeln auf dem SUP vom Wind durch die Bucht „gefahren“. Nach einer Stunde SUP ist für mich wieder Schluss. Der ständige Gegenwind zehrt an meinen Nerven und Kräften. Zumindest ein paar Gleitgefühle bei kniehohen Wellen kann ich aber für mich verbuchen.
Für heute reicht es mir. Den Abend verbringe ich mit sehr schönem Ausblick wieder beim Spot „Bunkers“ auf einem der zahlreichen von der Natur vereinnahmten Betonbunker im Sonnenschein.
Es ist Samstag Morgen, 8:30 Uhr. Ich habe verschlafen. Jetzt aber schnell rauf auf die Dünen und Wellen checken. Auf den ersten Blick hat der Wind minimal nachgelassen. Vor Ort bei „Bunkers“ ist aber wieder keine surfbare Welle in Sicht. Kniehoch und vom Wind verblasen. Ich entscheide mich wie am Vortag für die Bucht bei Klitmoller, da sie windgeschützt ist. Heute sind zwei Surfer in der Bucht. Ich beobachte, wie sie ca. alle 10 Minuten eine hüfthohe Welle für drei bis fünf Sekunden reiten. Dann verläuft die Welle wieder von der vorgelagerten Sandbank im tieferen Wasser.
Das ist mir etwas zu wenig, um mich mit meinem Spider Bomb in die Wellen zu stürzen. Ich entscheide mich deshalb für das aufblasbare SUP, um dessen Wellentauglichkeit zu testen. Die Bedingungen sind besser als gestern. Wenig Wind bei Side- und teilweise sogar fast Offshore. Von 9:30 bis 11:30 Uhr habe ich Spaß in den hüfthohen Wellen.
Ich kann mir vorstellen, dass der Spot bzw. die Spots rund um Klitmoller bei perfekten Bedingungen Potenzial haben. Das Problem ist nur, dass diese perfekten Bedingungen vermutlich nicht häufig genug auftreten. Dies ist natürlich nur meine Einschätzung auf Grundlage einer 24 h Momentaufnahme. Vielleicht liege ich auch komplett daneben und Klitmoller ist tatsächlich das vielfach angepriesene Surf-Mekka des Nordens. Ich werde es nicht erfahren, denn um 12:15 Uhr breche ich zur Rückfahrt auf. 1.150 Kilometer liegen vor mir.
Der nächste Surftrip steht an. Dieses Mal soll es nach Nordspanien gehen. Dafür habe ich mir extra ein großes Travel Boardbag gekauft. Drei Shortboards, ein aufblasbares Surfbrett samt Pumpe, zwei Neoprenanzüge und was man sonst noch so für einen Surftrip benötigt, kommen rein. Damit ich die über 30 kg nicht tragen muss, habe ich extra ein Boardbag mit Rollen ausgewählt. Zusammen mit Rucksack beträgt das Reisegepäck-Gewicht ca. 60 kg! Was tut man nicht alles, um vor Ort für jede denkbare Wellenbedingung das passende Equipment mit dabei zu haben...
Von Nürnberg soll es nach Bilbao gehen. Der Flug ist online schnell gebucht. Hin von Nürnberg über München nach Bilbao. Zurück von Bilbao über Frankfurt nach Nürnberg. Perfekt. Jetzt noch die Hotline der Fluggesellschaft anrufen, um das Sportgepäck anzumelden. So weit so gut. Alles läuft routinemäßig, wie immer.
Dann folgt die negative Überraschung. Per Telefon kann ich das Sportgepäck nur von München nach Bilbao und von Bilbao nach Nürnberg buchen. Das erste Flugsegment Nürnberg - München kann von der Serviceangestellten trotz aller Bemühungen nicht im System eingebucht werden. Nach mehreren Anläufen, weiteren Telefonaten und Rückfragen bei der Fluggesellschaft steht fest: Das Flugzeug für den Zubringer von Nürnberg nach München ist zu klein für Sportgepäck. Eine Mitnahme meiner Bretter auf dieser Flugstrecke ist nicht möglich!
Ohne meine Bretter zu reisen, kommt nicht in Frage. Eine Lösung muss her. Den Flug so umzubuchen, dass ich von Nürnberg mit einer großen Maschine starte, die auch Surfgepäck mitnehmen kann, geht auf Grund der schlechten Alternativverbindungen nicht. Einzige Lösung: Ich muss in München einchecken. Das Problem ist aber, dass mein Ticket von Nürnberg aus geht. Wenn ich das erste Flugsegment Nürnberg - München nicht antrete, verfällt mein komplettes Flugticket und ich kann nicht mehr in München zusteigen. Also rufe ich erneut bei der Fluggesellschaft an und buche um. Neuer Hinflug jetzt von München nach Bilbao. Nun folgt eine weitere negative Überraschung. Zum einen soll ich eine Umbuchungsgebühr zahlen. Das ist ja noch OK. Das Ticket München - Bilbao ist nun aber teurer als mein vorheriges Ticket Nürnberg - München - Bilbao. Unglaublich, diese "Flugmafia". Begründung: Die Abfluggebühren am Flughafen München sind höher, als die am Flughafen Nürnberg. Ich beschwere mich beim Kundencenter. Ich sehe nicht ein, dass ich ein Flugsegment weniger in Anspruch nehme und dafür mehr bezahlen soll. Offenbar hat der Kundenservice Mitleid mit mir und verzichtet überraschend auf die Preiserhöhung. Ich kaufe mir noch schnell ein Bahn-Sparticket von Nürnberg nach München Flughafen. Der Surftrip ist gerettet.
Nie wieder! Im Nachhinein war es eine dumme Idee. Alleine mit dem Gewicht einer Waschmaschine auf den Schultern auch nur zehn Meter zu laufen ist eine Tortur - trotz Rollen am Boardbag. Auch sind die öffentlichen Verkehrsmittel inkl. ICE nicht für verrückte Surfreisende konzipiert. Im ICE muss ich notgedrungen einen Eingang besetzen, um mein Gepäck unter zu bringen. Ich habe gelesen, man darf im ICE so viel Gepäck mitnehmen, wie eine Person tragen kann. Somit bin ich gerade noch im Soll. Für manche Mitreisenden ist das aber ein untragbarer Zustand. Schließlich sind sie durch meine Blockade nun gezwungen, die Tür zwei Meter nebenan zu nutzen. Die "netten" Kommentare lassen mich aber kalt. Schließlich bin ich morgen wieder in den Wellen. Alles wird gut! - Oder doch nicht?
Beim Empfang Meines Boardbags am Flughafen Bilbao sehe ich, dass die Rollen abgebrochen sind. Pech gehabt. Zumindest die Boards haben nichts abbekommen. Ich quäle mich vom Flughafen in den öffentlichen Bus. Vom Bus ins Hotel. Am nächsten Tag vom Hotel zum Busterminal in Bilbao, um dort den "ALSA"-Bus nach Santander zu nehmen. Übrigens: Bei "ALSA" muss das Sportgepäck separat gebucht werden. Die Mitnahme ist begrenzt. Endlich die Erlösung. Ankunft am Busterminal in Santander. Dort wartet mein angemieteter VW-Bus von Surf-Cars und die Schlepperei hat ein Ende. Zumindest bis zur Rückreise.
TIPP: Bevor ihr einen Flug bucht, erkundigt euch vorab, ob das Sportgepäck mitgenommen werden kann bzw. ob der Flugzeugtyp groß genug dafür ist.